Unsere Esel im September 2023



Nachdem die Esel Ende letzten Monats beschlossen hatten, dass es Zuhause am Schönsten ist, haben wir sie erstmal auf der heimischen Koppel gelassen. Das Gras war ausreichend nachgewachsen und wir nutzen die Zeit, sie gut zu pflegen, die Hufe zu bearbeiten und viel Fellpflege zu betreiben.
Dank der noch einmal zurückkehrenden Hitze konnten wir sogar Kalimero das Fell mit milden Shampoo waschen und den beginnenden Filz aus seinem Fell schneiden. Er hat angefangen sein wolliges Babyfell abzuwerfen, das trotz Bürsten Poitou-typisch schnell verfilzt. Unten drunter juckt die Haut und bildet Schuppen von der schlechten Belüftung. Nachdem er trocken und mehrfach gebürstet war, hat er sich sichtlich wohler gefühlt.
Wir haben bei allen unseren Zotteleseln die Erfahrung gemacht, dass ihre Haut unter verfilztem Fell zu Entzündungen und Juckreiz neigt. Das ist einer der Gründe, warum wir sie täglich bürsten. Der Rasseverband schreibt das verfilzte Fell vor, weil es immer schon so war. Doch wir denken, dass der Umstand, dass vor hundert Jahren die Züchter keine Zeit hatten ihre Esel täglich zu bürsten, für die Gesunderhaltung und Pflege unserer Esel kein Kriterium sein kann. Zusätzlicher Vorteil, ist die soziale Komponente am Bürsten. Seit wir das täglich machen, sind besonders unsere beiden Französinnen deutlich vertrauter mit uns. Ihre anfängliche Distanziertheit hat sich völlig aufgelöst. Außerdem nutzen wir das tägliche Bürsten gleichzeitig auch für Erziehungseinheiten. Selbst wenn wir sonst keine Extra-Zeit dafür aufbringen, weil wir mal wieder mit Zaunreparatur oder Sensen beschäftigt sind, haben wir diese täglichen Übungen.


Die Esel üben dabei still zu stehen, auf Kommando rückwärts zu gehen, auszuweichen, Rücksicht auf uns zu nehmen und vor allem lernen sie sich von uns überall anfassen zu lassen. Stressige Situationen mit dem Tierarzt können wir mittlerweile mit einer Schüssel Schwarzhafer und gleichzeitigem energischen Bürsten mit einem Federstriegel entstressen.

Anfang September war dann endlich auch das erste Stück der neuen Weide bezugsfertig. Ungefähr hundert Stunden Arbeit hatten wir schon hinein gesteckt und viel Zeit ging dafür drauf hunderte Meter Stacheldraht zu entfernen. Damit haben wir nun eine Weide mit einem großen Waldstück voller kleiner wettergeschützter Lichtungen, bewachsen mit Haseln, Weißdorn und Robinien. Außerdem gibt es dort eine eigene Quelle, die wir so mit Rohren versehen haben, dass eine Wanne voll Wasser läuft, bevor es weiter den Hang herunter rinnt. Somit sparen wir uns den Transport von Wasser mit dem Wagen, was dort auch gar nicht ginge, denn der Weg dorthin ist gar nicht breit genug für ein Fahrzeug.
An einem Sonntag schnappten wir uns zu dritt unsere sechs Esel und brachten sie zum Eingang des Weges. Drei Esel wollten wir ihren eigenen Weg hinunter finden lassen, es gibt dort keine andere Möglichkeit als geradeaus zur Koppel zu laufen. Dana war schon vorher ziemlich pfeffrig und kaum lag ihr Führstrick um den Hals geknotet, gab sie Gas und raste im vollen Galopp davon. Kalimero begeistert hinterher, Kyan riss sich einfach los und folgte mit wehenden Fellflusen. Ein herrliches Bild!
Wir trödelten mit den verbliebenden Eseln hinterher und überlegten noch, ob und wie die drei wohl unten den kleinen Bach überqueren würden, da bekam wir schon die Antwort. Alle drei kamen gut gelaunt zurück galoppiert. Mit hochgeworfenen Armen mussten wir sie abbremsen, sie wären sonst voll Übermut in unsere Gruppe hinein gerannt. Anschließend konnten wir gemeinsam wieder den Weg nach unten nehmen. Dort lauerte natürlich immer noch der „reissende Fluss“ (dünnes Rinnsal mit etwas Matschboden drumherum), der gar nicht zu überqueren war. Doch mit Altesse und Kalimero hatten wir das vorher schon geübt und so gingen die beiden ganz entspannt vor, alle anderen folgten.
Dann standen sie da, mitten im Eselwunderland und waren so zufrieden, wie wir uns das gewünscht hatten. Kalimero, der sich derzeit benimmt wie ein sehr großer Hund, lief Birgit hinterher um jede Ecke der Weide zu erkunden. Die Herde folgte. Über die erste Fläche mit Brennesseln und kleinen Haseltrieben, durch das Robiniendickicht, vorbei an den kleinen versteckten Lichtungen, über alte morsche Baumstämme und an Brombeerhorden vorbei. Schließlich standen alle mitten in den freien Fläche, wo die großen Disteln ihnen bis zum Bauch gingen. Wie Kinder auf einem neuen Spielplatz verteilten sie sich dann überall und suchten die schönsten Flecken. Bäume und Äste wurden auf Schubber-Fähigkeit getestet, Blätter geknuspert, der Waldboden mit der Nase durchwühlt.
Wir können in den nächsten Wochen noch weitere Weide-Bereiche frei geben, wenn dort der Stacheldraht auch entfernt ist und hoffen, dass sie bis in den Winter dort bleiben können.