Die Esel im Dezember 2021

Ihr wollt bestimmt wissen, ob unser Sonnensegel immer noch hält, nicht wahr? Njein. Also es ist noch dran, aber wir werden es in den nächsten Tagen demontieren. Lieber kontrolliert entfernen, als das Risiko eingehen, dass es beim nächsten Sturm bei den Nachbarn auf dem Hausdach landet oder gar einen Autounfall verursacht wenn es davon fliegt. Es hat bereits einige stürmische Tage ausgehalten, aber für eine schwere Schneelast ist es einfach nicht gemacht. Dadurch haben wir einen bequemen Putzplatz für die Esel weniger, aber da finden wir sicher Alternativen.


Wir sind aktuell froh um jeden trockenen Tag. Selbst anhaltender Frost wäre mal eine Abwechslung. Gefühlt ist es seit fast einem Jahr durchgehend regnerisch, nur mit wechselnden Temperaturen. Im Moment ist der Regen eben kalt. Unsere Esel sind mittlerweile auch ziemlich mürrisch bei dem Wetter. Bringen wir sie tagsüber einige Stunden auf die Weide, bewegen sie sich dort kaum. Höchstens etwas Wälzen im Schlamm, mal an einem Baum schubbern, dann wieder am Zaun stehen und aufs Personal warten, das sie wieder in den gemütlichen Stall bringt, dort bürstet und füttert.



Die Hufe sind immer noch in gutem Zustand. Zwischen den mindestens monatlichen Behandlungen der Huforthopädin schneiden wir die Hufe selbst aus. Dadurch kann sich Strahlfäule gar nicht erst entwickeln, weil die Flächen immer glatt sind und sich nichts festsetzen kann.

Soupline ist leider noch nicht wieder richtig gut zu Fuß. Ihre Rehehufe heilen zunehmend, aber die Sohlen sind immer noch sehr empfindlich und das wird wohl noch bis in den Sommer andauern. Wir achten darauf, sie regelmäßig auf der Straße spazieren zu führen, weil der harte, ebene Untergrund zur Heilung beiträgt.

Altesse geht es im Moment nicht so gut. Ihre Wirbelsäule ist mit den Jahren immer mehr verknöchert und verbogen. Mittlerweile führt das zu Nervenstörungen in den Hinterhufen. Wir haben sie von einer Physiotherapeutin behandeln und uns zusätzliche Übungen zeigen lassen, um ihre Beschwerden zu lindern. Sie ist weitestgehend schmerzfrei. Ihr Gang wirkt aber etwas seltsam und manchmal unsicher. Auch ihr tut das Laufen auf Asphalt gut. Wir werden ausprobieren ihre Nerven mit einem Tens-Gerät, also mit Reizstrom, etwas zu aktivieren. Natürlich nur soweit wie sie sich die Behandlung freiwillig gefallen lässt.


Altesse hat eine eigene Patin bekommen. Diese kommt oft zu Besuch vorbei und verwöhnt sie. So hat sie auch extra eine bequeme Winterdecke und eine kuschelige Stalldecke mitgebracht. Das gefällt unserem Mädchen sehr gut, wenn sie auch mal im Mittelpunkt stehen kann. Obwohl Fionn und sie sich sehr mögen, hat Altesse durch ihre Körperbehinderung immer wieder Probleme mit ihm und in der Herde. Da sie fast keinen Schweif besitzt und diesen Stummel auch nicht bewegen kann, ist sie aus Eselsicht quasi sprachbehindert. All die kleinen Kommunikationssignale, die ein Esel mit seinem Schweif macht, kann sie nicht geben. Das ist ein Teil des Grundes, warum sie an manchen Tagen von den Anderen gemieden wird. Esel eskalieren in sehr genau abgestuften Schritten von „ne Du, das mag ich jetzt nicht“ bis zu “ ALTER GEH WEG!“ Leichtes Schlagen des Schweifes ist dabei oft diese erste freundliche Stufe und Altesse kann das nicht. Sie muss also gleich etwas unwirscher werden, was das Bedürfnis nach Harmonie und Entspannung bei den anderen Eseln verletzt. Schließlich sind dann alle maulig und Altesse steht dann irgendwo auf der Seite, entfernt von den anderen.

Unsere „kleinen“ Jungs entwickeln sich prächtig. Kalimero ist wirklich ein unglaublicher Lausbub. Neulich hat er es geschafft, uns zu entfleuchen und ist im Dorf die Hauptstraße runter gezockelt auf der Suche nach Abenteuern. Er kam mir ein wenig vor wie Huckleberry Finn auf großer Reise. Und genauso ungern hat er sich auch wieder einfangen lassen. Schon auf zwanzig Meter Annäherung begann er wild zu buckeln und ausschlagen um ja zu beweisen, dass er ja jetzt ein freier, wilder Esel ist. Es war zum Piepen. Natürlich haben wir ihn wieder heim gebracht. Das ging ganz einfach, nachdem er ein paar leckere Grasbüschel am Straßenrand gefunden hatte und massiv abgelenkt war. Gut, auf dem Rückweg musste er weiterhin hopsen und buckeln und ab und zu austreten, aber noch ist er klein genug, dass wir damit umgehen können. Er ist eben in der Pubertät, da müssen wir mit sowas rechnen.
Seine Eselkumpels sind ihm ohnehin regelmäßig zu langweilig. Der große Bruder eine Trantüte und der Rest auch nicht gerade spannend. Viel lieber läuft er ständig wie ein sehr großer Hund uns Menschen hinterher. Stubst hier, nagt da, beißt mal kurz in ein Hosenbein oder zoppelt an den Schnürsenkeln. Den Besenstil aus der Hand ziehen mag er auch gerne. Oder die Mistschubkarre umwerfen. Auf jeden Fall dabei sein und Dinge tun. Möglichst irgendwas mit Unfug.
Von seinem Bruder Kyan erzählen wir euch beim nächsten Mal…