Filmtipp „Three Thousand Years Of Longing“

Die geschiedene Narratologie-Expertin Alithea Binnie (Tilda Swinton), die sich längst in ihrem kinderlosen Single-Leben eingerichtet hat, reist zu einer Konferenz nach Istanbul. Als sie in einem Antiquitätengeschäft eine kleine Flasche ersteht und sie in ihrem Hotelzimmer reinigt, befreit sie dabei versehentlich einen Dschinn (Idris Elba). Dieser will ihr dann auch direkt die drei obligatorischen Wünsche erfüllen – was Alithea allerdings dankend ablehnt.
Schließlich weiß sie nur zu gut, dass das mit den Wünschen in den Geschichten und Mythen, mit denen sie sich den ganzen Tag lang beruflich befasst, nie gut ausgeht. Außerdem behauptet sie, ohnehin wunschlos glücklich zu sein. Der Dschinn, der nur frei sein kann, wenn er die drei Wünsche erfüllt, erzählt Alithea daraufhin seine eigene 3.000 Jahre umspannende Geschichte – auch um ihr zu zeigen, dass in jedem Herzen Begierden und Sehnsüchte schlummern, auch in ihrem eigenen…
Es gibt Schauspieler, die sind Garanten dafür, etwas wirklich Spezielles zu sehen zu bekommen. Also speziell heißt nicht immer gefallen, aber unbedingt handelt es sich in irgendeiner Form um etwas Besonderes. Tilda Swinton ist für mich so eine Schauspielerin. Ihre eher experimentellen Filme wie „Friendship’s Death“ oder „Orlando“ empfand ich immer als anstrengend, aber horizonterweiternd. Ihre androgyne Rolle als Engel Gabriel in „Constantine“ ist für mich immer noch absoluter Kult. Genug Grund also, sich auch diesen Film anzusehen.
Dabei handelt es sich irgendwie um ein philosophisches Kammerspiel mit opulenten Fantasy-Elementen. Ich fühlte mich an Scheherazade erinnert, die Geschichte, in der die erzählten Geschichten die eigene Realität verändern können und die Kraft haben, Menschen zu beeinflussen.
Besonders gefallen hat mir die zurückhaltende, fast reservierte Art der Schaupielerei der beiden Hauptdarsteller und die leise dahin gleitenden philosophischen Gespräche. Auf der anderen Seite die beinahe surreal emotionalen und tragischen Geschichten der Vergangenheit, die den Dschinn nur immer wieder in das Gefängnis seiner Flasche und völlige Einsamkeit geworfen hat. Die Erlösung für beide Protagonisten ist nicht die Dramatik, nicht die wilde Phantasie, sondern stilles Einverständnis, geteilte Gedanken und das Reichen einer Hand. Mich hat der Film mit einem warmen, angenehmen Bauchgefühl zurückgelassen.