Unsere Esel im Oktober 2022

War es in eurer Region im September plötzlich auch noch einmal so richtig grün? Hier in Biedershausen sind die verdorrten Gräser durch die ergiebigen Regenfälle regelrecht aus dem Boden geschossen. Das war ein Graswachstum, wie wir es sonst nur im Frühjahr sehen. Für uns und unsere Esel war das richtig klasse. Wir hatten schon besorgt auf unsere Finanzen geschaut, weil wir noch in keinem Jahr bereits so früh damit anfangen mussten, unseren Eseln große Mengen Heu zuzufüttern. Müssen wir noch anmerken, dass auch das Heu teurer geworden ist, da sich das Wickelnetz für die Ballen erheblich verteuert hat? Dank der nachgewachsenen Weide konnten wir aber die Bande Anfang Oktober noch einmal auf eine unserer Sommerweiden stellen. Hurra!

Eine weitere Weide mussten wir zunächst einmal überhaupt nutzbar machen. Vor Jahren standen dort Kühe, inzwischen ist das Gelände zugewuchert und der nahe gelegene Wald hat sich ausgebreitet. Auf diesen alten Kuhweiden ist das Aufwendigste das Entfernen von Stacheldraht. Früher war dieser billig und die beste Möglichkeit das Vieh innerhalb der Weide zu halten. Oft wurde damit recht sorglos umgegangen und so finden sich heute mitten in Gebüschen und quer durch die Weide liegen gelassene Restrollen und Abschnitte. Dazu kommen noch umgestürzte alte Zaunpfosten, die oft bereits mit Gras überwachsen sind. Darin den Stacheldraht zu finden und heraus zu ziehen ist eine mühselige und schmerzhafte Arbeit. Doch um unsere Esel dort sicher weiden lassen zu können, müssen wir sorgsam jedes Drahtstück entfernen. Ein großer Bolzenschneider hilft uns dabei, alles in kleine Stücke zu zerlegen, die dann mit einem Karton wegtransportiert werden können. Die Weide wird ein wunderbarer Abenteuerspielplatz mit großen alten Bäumen, Pfaden zum Klettern, geschützten Nischen, großen alten Disteln und einer weiten steilen Weidefläche voller Kräuter und ausgeschossenem Gras. Außerdem gibt es am unteren Ende eine Quelle, die wir gereinigt haben. Zudem haben wir ihr einen ordentlichen Ablauf gebaut, von dem aus das Wasser nun eine Trinkwanne für die Esel füllt, bevor es weiter hinunter ins Tal fließt. Wir hofften, die Herde noch bis in den Dezember hinein hier stehen lassen zu können.


Quelle
Mitte Oktober haben wir die Herde aber doch schon wieder hoch ans Haus geholt. Dort kamen die Esel erst einmal über Nacht in den Stall, damit die Hufe trocknen können. Bei anhaltendem und seeehr ergiebigem Regen hatte sich die Sommerweide in eine glitschige Schlammwüste verwandelt. Das wollten wir weder ihnen noch uns weiter antun. Alle sechs bekamen also erst einmal mit dem Wasserschlauch, Bürste und Hufkratzer ihre schlammigen Hufe gereinigt. Es ist toll, wie brav sie uns das machen lassen – obwohl Wasser für Esel ja quasi der Endgegner ist.



Schlamm ist im Winter zunehmend ein Dauerthema. Der letzte wirklich tiefe und lang liegende Schnee ist bei uns schon einige Winter her. Stattdessen gibt es weitestgehend einfach nur kalten Regen und ab und zu auch Frost. Sehr ungünstige Bedingungen für Esel. Der Verein hat nicht genug Finanzmittel, um die gesamte Winterweide mit Paddockmatten zu befestigen. So versuchen wir es in diesem Jahr mit Holzhackschnitzeln. Diese werden zwar nur etwa 3 Jahre halten und dann verrottet sein, aber sie sind halbwegs preiswert und wir können sie regional kaufen, von einem Sägewerk drei Dörfer weiter. Für vier Kubikmeter haben unsere Finanzmittel gereicht und damit konnten wir schon einen guten Bereich einstreuen. Das Ergebnis hat uns überzeugt. Selbst wenn wir alle paar Jahre nachschütten müssen. Solange wir keinen größeren Geldbetrag auf einmal investieren können, bleiben wir bei den Hackschnitzeln.
Das zweite, etwas kleinere, Weidezelt ist nun auf der Winterweide aufgestellt. Dadurch haben wir ein Großes, in dem sich das Heu befindet, und ein Kleines, in dem die Selbsttränke steht. Dazwischen Gehwegplatten und Holzschnitzel. Für den Winter planen wir noch einen Gang zwischen Paddock und Weide abzuzäunen, sodass die Esel tagsüber zwischen beiden wechseln können. Wir erhoffen auch für uns dadurch weniger Arbeit.