Unsere Esel im September 2022

Den September haben unsere Esel damit eingeläutet, all unsere Planungen gründlich über den Haufen zu werfen.
Was war passiert? Nun, „eigentlich“ wollten wir die kleine Herde noch weiter auf der großen, aber inzwischen abgegrasten Talweide lassen. Dort ist besonders viel Platz zum Austoben, was allen unseren Eseln gut tut und natürlich besonders unsere zwei Jungs, Kalimero und Kyan ordentlich auslastet.  Dorthin wollten wir ihnen dann täglich Heu bringen. Parallel dazu standen zuerst Renovierungsarbeiten an unserem Ordenshaus an. Erst anschließend wollten wir eine weitere Weide neu einzäunen um danach die Esel dorthin umziehen zu lassen.
Das hat nicht geklappt…

Weil, tja, weil sie nämlich plötzlich quasi vor der Tür standen!
Gerade saßen wir noch beim gemeinsamen Abendessen alle zusammen am großen Esstisch, als das Telefon zu klingeln begann. Wir sind nicht dran gegangen, weil jeder der uns kennt weiß, dass wir um 19 Uhr essen. Zu dieser Zeit gibt es daher keine Handys und keine Telefone.
Das Klingeln hörte jedoch nicht auf. Und dann klopfte es auch noch an unser Fenster. Aus beiden Richtungen gab es dann die Information: „Eure Esel stehen bei uns im Vorgarten“. Wir können recht schnell laufen, wenn wir müssen. Also sind wir, den Arm voll mit allem, was an Stricken und Halftern direkt zu greifen war, losgeflitzt. Die ersten waren kaum 30 Sekunden später schon in der Hauptstraße angekommen. Zum Glück konnten wir dann unsern Lauf schon etwas bremsen. Wir waren sehr erleichtert, dass unseren Fellnasen nicht wie befürchtet die schönen Geranien der Nachbarn aus dem Maul hingen. Stattdessen schauten sie uns geradezu sehnsuchtsvoll entgegen. Alle waren klitschnass bis über die großen Ohren, wohl von dem heftigen Unwetter etwa zwei Stunden zuvor. Und alle Esel waren ganz eindeutig der Meinung, dass es Zeit wurde dass wir sie nun endlich abholen sollten.
Da mussten wir vor Erleichterung und Freude schon wieder lachen. Drei Esel nahmen wir dann locker ans Halfter. Die ganze Bande ging freudig und zügig mit uns nach Hause auf unsere Winterweide. Ein wenig stolz über dieses Vertrauen und den Gehorsam waren wir dann schon.


Später fanden wir heraus, dass am hintersten Ende der großen Weide über einige Meter die Pfosten des Zaunes umgestürzt sind. Vielleicht vom Unwetter, vielleicht waren sie auch von Wildschweinen umgeworfen worden. Die Esel hatten die Gelegenheit dann genutzt und waren ausgebüxt. Und obwohl sie diese Strecke noch nie gegangen waren, haben sie genau den richtigen Weg nach Hause genommen. Anhand der verlorenen Esel-Äpfel konnten wir ihre Wanderung später gut rekonstruieren.
Was auch immer genau der Grund war, unsere Esel hatten also entschieden, nicht mehr auf der Weide bleiben zu wollen. Sie erneut nach unten zu bringen, hätte nur dazu geführt dass sie irgendwann wieder im Dorf gestanden hätten. Denn da wir zwar ihren Fluchtweg gefunden hatten, ihren Grund aber nicht genau kannten, konnten wir diesen auch nicht abstellen.


Nun wollten und sollten alle Esel also erst einmal nah am Haus bleiben. Genug Fallobst gibt es zu dieser Jahreszeit auf der Wiese und einen Heuballen hatten wir schnell noch ins Weidezelt setzen lassen. Also haben wir unsere eigentlichen Pläne über den Haufen geworfen und legten los. Zunächst haben wir die Weide im Tal stückweise wieder abgebaut. Im direkten Anschluss haben wir uns daran gemacht, den Teil der Winterweide, der noch keinen neuen Zaun erhalten hatte, fertigzustellen.  Dazu wurden Zaunpfosten aus Recyclingkunststoff von einem Anbieter aus Worms geholt und kamen etwas schneller in den Boden, als ursprünglich gedacht. Ein Tag harte Arbeit mit drei Personen und schon war der neue Zaun, also mit Kunststoffpfosten, Querlatten und Zaunlitze weitestgehend gesetzt. Einige Nacharbeiten brauchen wir noch, damit die neue Konstruktion auch den ganzen Winter über hält, doch erstmal sind die Esel versorgt.

Als dann überraschend das Wetter umschlug und außer nass auch noch kalt wurde, waren wir doch sehr froh, dass wir die Esel schon nah am Haus hatten. So konnten wir uns die langen Wege zur Sommerweide sparen.