Gebrannte Grießsuppe

Ein schwäbisches Familienrezept für den kalten Herbst

Es gibt Schätze, die nicht mit Geld zu beziffern sind. Die auch nicht jeder als Schatz bezeichnen würde.
Einen solchen Schatz halte ich gerade in Händen. Es ist ein altes Kochbuch. Es war in Besitz meiner Urgroßmutter und wurde immer weiter gereicht. Dass es sehr geliebt und gebraucht wurde sieht man ihm an, stammt es doch immerhin aus den 20er Jahren. Es scheint eine der ersten Ausgaben zu sein, die noch von Hermine Kiehnle selber stammt.
Handschriftliche Notizen, Fotos, ausgeschnittene Rezepte, Lebensmittelmarken, überall sind zwischen den Seiten kleine Überraschungen zu finden. Ja sogar Rezepte auf Backpulvertütchen, so etwas hebe ich auch immer mal wieder auf und stecke es zwischen die Seiten meiner Kochbücher.
Immer wieder entdecke ich kleine ausgebleichte Notizen, teilweise in Sütterlin, die zum Entziffern einladen. Ein Professbildchen zur ersten Messe eines zum Pfarrer geweihten Verwandten steckte zwischen den Seiten für Weindesserts. Ich musste herzhaft lachen. Die Seiten umzublättern fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise durch die eigene Familie.

Ein herbstliches, urschwäbisches Rezept, das ich darin entdeckte, kenne und liebe ich aus Kindertagen: Die „Gebrannte Grießsuppe“. Zusammen mit meiner Mutter habe ich das Rezept so nachgekocht wie es Oma machte und es schmeckt noch genauso wie früher.

Im Originalrezept wird 60g Butter verwendet, Oma bestand auf ihr Schweineschmalz aus eigener Schlachtung, das schmecke doch besser und man brauche auch weniger davon. Das Suppengrün, das eine Stunde aufgekocht werden soll wurde von ihr durch Suppenbrühe ersetzt da es genauso lecker sei und schneller ginge. „Rezepte müssen leben, sie sind nicht heilig!“ war stets ihr Kommentar dazu.

1l kaltes Wasser neben der Kochstelle bereitstellen
40g Schweinschmalz (entspricht 4EL) schmelzen
80g Grieß (entspricht 8EL) in das flüssige Schmalz einstreuen und schön hellbraun werden lassen
Mit dem Wasser ablöschen (Achtung, es kann spritzen!)
Weiter köcheln lassen für ca 15-20min
Abschmecken mit Salz, etwas Maggi und Suppenbrühe
optional Schnittlauch hinzufügen
Kurz vor Schluss ein Ei hineinschlagen und sofort mit einer Gabel zerrühren ( schwäbisch „zerkläppern“)


Guten Appetit!

~ Anja ~

Das „Kiehnle Kochbuch“ erschien erstmals im Jahr 1921. Es enthält schwäbische Rezepte, erklärt aber zudem die Grundlagen der Küche inklusive der Küchengeräte, Grundregeln der Vorratshaltung, das Konservieren bis hin zu Ratschlägen zur Tischdekoration.
Maria Hädecke, die Frau des Verlegers, kochte für die Ausgabe von 1960 alle 2500 Rezepte in der heimischen Küche nach.
Anfang 2020 ist die über 700 Seiten starke dritte Edition der aufwendig überarbeiteten aktuellen Version erschienen. Wie alle anderen Ausgaben auch im Hädecke Verlag.

*** ISBN-10: 3775005803 ***