Das Wichtigste zuerst: Unser Fionn hat die Kastration gut überstanden, es gab keinerlei Komplikationen und alle vier Esel stehen jetzt wieder zusammen auf der Winterweide am Haus. Das wurde auch höchste Eisenbahn, denn das immer kältere und dazu noch feuchte Wetter hat den Exil-Mädels unten im Tal gar nicht gut getan. Dort haben wir auf der Weide nämlich keinen Unterstand.
Die Zusammenführung war allerdings wirklich unerwartet. Wir hatten gedacht, dass das Trompeten und Wiehern schon beginnt, wenn wir Dana und Altesse die Straße hoch in Sichtweite von Mutter und Bruder führen. Weit gefehlt. Die beiden trockenen Stallesel vom Haus betrachteten die nassgeregneten und zerzausten "Talesel" eher mit zurückhaltendem Misstrauen. Soupline, die Chefin, schnupperte zuerst sorgfältig an den beiden Stuten herum, drehte ihnen das Hinterteil zu und schob auch ihren Sohn zur Seite. Es sah ein wenig so aus, als wollte sie ihm untersagen mit den "Schmuddelkindern" zu spielen.
Zum Glück legte sich das Fremdeln bis zum nächsten Tag und die alte traute Viersamkeit zog auf der Eselweide wieder ein. Immerhin, Altesse, die vorher öfter aus der Herde ausgegrenzt wurde, hat nach wie vor eine Freundin in Dana.
Es ist ohnehin sehr spannend zu beobachten, dass die Esel sich mit ihren Knabber- und Spielpartnern ein wenig so verhalten wie Kinder auf dem Schulhof. Natürlich wollen wir nicht so weit gehen, die gleichen Motive wie bei Kindern zu unterstellen, trotzdem ist dieses Verhalten doch sehr auffällig und uns noch nicht ganz klar, wie die akuten Abneigungen und Zuneigungen in der Gruppe entstehen. Schließlich rufen sich die Esel ja nicht über das hingedrehte Hinterteil gegenseitig zu "Du bist doof, Du hast mir meinen Lolly weggenommen".
Trotzdem können wir inzwischen als Erfahrungswert weitergeben, dass Esel, die irgendwie emotional angespannt sind, ein "Gesicht" machen. Heißt, die Konturen im Gesicht werden schärfer, sie ziehen die Wangen ein und der übliche freundlich- entspannte Gesichtsausdruck verändert sich komplett. |