Vieles gibt es diesen Monat von unseren Eseln zu erzählen.
Wie ihr sicher mitbekommen habt, sind wir in der Erhaltungszucht hinter unseren selbst gesteckten Zielen schon ganz schön hintenan. Da wir auf Spendengelder angewiesen sind, und so ein Eselfohlen mit allem drum und dran um die 2000€ kostet, mussten wir im letzten Jahr noch darauf verzichten, eine oder zwei unserer Stuten zum Hengst zu bringen.
Dank vieler kleinerer und einiger großer Spenden (Vielen Dank dafür!) sind wir in diesem Jahr aber soweit, unsere Pläne in die Tat umzusetzen.
Nach aktuellem Stand fehlen uns derzeit noch zwei Voraussetzungen, an denen wir arbeiten: Das eine ist der Anhänger für den Transport, Hin- und Rückreise etwa sechs bis acht Wochen auseinander. Das andere ist ein kleiner Untersuchungsstand für die tierärztliche Behandlung, die Zuchthygieneuntersuchung und Impfen von Tetanus und Influenza. Der wird hoffentlich innerhalb der nächsten zwei Wochen gebaut.
Mit der Erziehung unserer Esel kommen wir auch weiter. Wie schon erwähnt, haben wir endlich wieder mehr Zeit gefunden uns darum zu kümmern und neue Dinge zu lernen. Was kaum überraschen mag, ist es die allererste Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Esel, dass der Mensch etwas lernt. Nicht der Esel muss gehorchen lernen, sondern der Mensch lernt in der Sprache des Esels zu kommunizieren und diesem zu vermitteln, dass er derjenige ist, nachdem sich der Esel richten soll. Das braucht sehr viel Selbstbeobachtung, ein gutes Feedback von außen bezüglich der eigenen Körpersprache und sehr viel Geduld.
Wir haben in den letzten Monaten schon ein deutlich besseres und vertrauensvolleres Verhältnis aufbauen können, indem wir viel Körperarbeit gemacht haben. Regelmäßige Bürsten- und Massage-Runden, in die gleichzeitig immer auch Erziehungseinheiten eingeflochten wurden, haben unser Miteinander entspannt.
Letzten Endes stellten wir fest, dass sich dabei automatisch Umgangsweisen gebildet haben, die den sieben Spielen von Pat Parelli im Natural Horsemanship ähnlich sind. Wer in Ruhe einen Esel pflegen, massieren und schmusen möchte, wird in einem Offenstall nicht darum herum kommen, die anderen Esel wegzuschicken, seinen eigenen Raum zu behaupten und das möglichst unmittelbar.
Nachdem wir die Parallelen festgestellt haben, begannen wir ganz gezielt Übungen zu machen, die sich an denen von Parelli orientieren.
Es ist sehr spannend, das ganz bewusst zu machen und einen abgegrenzten Raum dafür zu nutzen. Wir beginnen mit dem sogenannten "Friendly Game", also dem Schmusen, Streicheln und Wohlfühlen mit Händen, Halfter, Seil und Allem was gerade so bei der Hand ist. Anschließend kommt der wirklich spannende Teil, bei Parelli "Stachelschwein-Spiel" genannt.
Ich habe da keine Erfahrung, wie Pferde mit steigendem Druck umgehen, aber Esel sind Esel und steigender Druck führt bei ihnen primär zu Gegendruck.
Diese Übung soll über zuerst sehr weichen, dann immer stärker werdenden Druck den Esel dazu bewegen eine (anfangs sehr kleine) Bewegung in die gewünschte Richtung auszuführen. Da heißt es schon mal, noch ein bisschen sturer zu sein, den richtigen Druckpunkt zu finden und den Druck so lange zu halten, bis der Esel folgt. Um dann innerhalb höchstens einer Sekunde sofort den Druck wegzunehmen und den Esel zu loben. Leider hatte ich keine Kamera dabei, als Dana bei dieser Übung das erste Mal verstanden hatte, was ich da tue. Ihren völlig konsternierten Gesichtsausdruck "Achso! Ja DAS willst Du also von mir - ist ja ein Ding!" den hätte ich euch gerne gezeigt!
Ansonsten sind Übungen mit Dana eher übertitelt mit "Alte, schieb mich nicht rum, kraul mich gefälligst", oder "Nö, hab ich keinen Bock drauf".
Fionn ist da ganz anders. Ist er auch sonst im Umgang ein Sensibelchen, dann erst recht beim Stachelschweinspiel. Er macht die gewünschten Bewegungen absolut eifrig, stolpert dabei fast über seine eigenen Füße, aber rückwärts gehen ist ganz schlimm, denn er ist ja ein unsicherer Esel.
So wie man mit Dana inhaltlich ruhig ein bisschen Gas geben kann, damit sie sich nicht langweilt, ist es absolut wichtig mit Fionn gezielt Rückschritte zu machen und zu 90% das Friendly Game zu spielen. Für den pubertierenden Wallach, der dank Wachstumsschub inzwischen größer als seine Mutter ist, mit seinen 4 langen Grätschen nicht immer gut klar kommt und mit seiner Rolle in der Welt erst Recht nicht, ist es unglaublich wichtig Dinge zu tun, die sein Selbst- und Menschvertrauen stärken.
Wie das Spielen mit Soupline und Altesse funktioniert? Das erzählen wir im nächsten Newsletter ....
|