In den letzten Wochen haben wir neben all unseren anderen Arbeiten mehr Zeit gefunden mit unseren Eseln an ihrer Ausbildung zu arbeiten.
Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt zwar das eine oder andere Lehrbuch zum Thema, aber die Menge an Büchern ist überschaubar. Die meisten dieser Bücher nehmen Bezug auf die weit mehr verbreiteten kleinen oder mittelgroßen Esel, nicht auf unsere großen Eselfanten. Grundsätzliche Dinge sind zwar gleich, so wie die Wesensart, die Hierarchien, die Reaktion auf Impulse, aber unsere Poitou sind sich ihrer Masse und Kraft sehr bewusst und nutzen sie durchaus, um sich durchzusetzen.
Der Umgang mit ihnen erfordert persönliche Souveränität, trotz und erst recht weil wir vieles im Umgang immer wieder ausprobieren müssen.
Fast alle der Mitglieder, die regelmäßig mit unseren Eseln umgehen, haben ihre Erfahrung mit Pferden. Dieses Wissen abzulegen, ist manchmal gar nicht so einfach, aber notwendig um den Eseln gerecht zu werden. Manches kann man übertragen, aber das müssen wir alles immer wieder ausprobieren.
Da es jedoch Eseliger Wesensart entspricht, kleine Lernschritte zu machen, Dinge auszuprobieren und dann erstmal darüber nachzudenken, passen wir und die Esel da ganz gut zusammen. Und wenn die Esel nicht tun, was wir von ihnen möchten, dann haben wir halt falsch gefragt...
So trainieren wir derzeit Nervenstärke, auch bei ungewöhnlichen Alltagsobjekten. Eine Übung übrigens, die wir aus der Parelli-Schule für Pferde übernommen haben. Regenschirme, Decken über Körper und Kopf, raschelndes Plastik, Flatterbänder. Mit all diesen Objekten können wir unseren Eseln "zu Leibe rücken". Natürlich innerhalb eines kleineren, abgesperrten Bereiches auf der Weide, um den Abstand zu verkürzen und Sicherheit für Mensch und Tier zu schaffen. Es wäre nicht sehr förderlich, wenn der Esel bei der Erstbegegnung mit einem geöffneten Schirm die Möglichkeit hätte auf der großen Weide ein "Flucht-und-Verfolgung-Spiel" zu initiieren. Was den Schirm für alle Zeiten als gefährlich einstufen würde.
Ausserdem bereiten wir unsere Esel darauf vor geritten zu werden. Mit Hilfe eines Hockers, der uns auf passende Größe bringt, lehnen wir uns auf den Rücken oder legen auch schon mal ein Bein hinüber. Das Ganze soll langsam geschehen. Immerhin brauchen die Eselrücken auch Zeit Muskulatur zu entwickeln. Was wir mit gefüllten Satteltaschen fördern wollen. Hier arbeiten wir noch an einem Konzept.
Der Hocker soll ermöglichen, dass wir unser Gewicht ganz dosiert verlagern können und jederzeit die Möglichkeit haben uns zurückzuziehen, sobald der Esel nicht mehr mit uns spielen möchte.
Denn alles soll ein Spiel sein, aus gegenseitiger Neugierde, herauszufinden was der Andere mag und mitmachen möchte. Und die Belohnung? Nun, wir verzichten auf Leckerchen, denn wir haben etwas viel Besseres: Massagehandschuhe mit vielen Noppen. Es ist erstaunlich wie brav die Esel auf Zuruf kommen, wenn sie wissen, dass sie damit gekrault werden, sobald sie den Menschen erreicht haben. Bevorzugt natürlich an den Körperstellen, die sie nur sehr schwer selbst erreichen können, wie der Kehlbereich, die untere Halsseite, die Brust, und so weiter. Also quasi Unterboden-Schubbern im Austausch fürs miteinander Spielen.
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